Was ist Achtsamkeit?

Für dem Begriff „Achtsamkeit“ gibt es sehr viele Definitionen und Beschreibungen und es ist schwierig eine eindeutige Beschreibung zu finden, da Achtsamkeit eine Fähigkeit bzw. eine Grundhaltung ist, die wir durch regelmäßiges Üben erlangen können
So lässt sich Achtsamkeit beispielsweise mit dem Fahrrad fahren bzw. der Fähigkeit des Schwimmens vergleichen. Wir können noch so viele Bücher übers Radeln bzw. über die Bewegungsablaufe beim Schwimmen lesen, lernen werden wir es erst, wenn wir auf das Fahrrad steigen bzw. ins Schwimmbecken springen, um diese Fähigkeit zu trainieren, die wir im besten Fall so verinnerlichen, dass wir sie im ganzen Leben nicht mehr vergessen werden.

Folgende kurze Geschichte über die Achtsamkeit hat mir persönlich immer gut gefallen.

Man könnte also sagen, Achtsamkeit ist die Fähigkeit im gegenwärtigen Moment, also im Hier-und-Jetzt, wach und präsent wahrzunehmen und anzunehmen was ist, ohne die eigenen Denk- und Reaktionsmuster bzw. unserer inneren Erlebnisse (Gefühle, körperliche Reaktionen) zu bewerten bzw. zu bekämpfen (Nicht-Werten) und nicht an ihnen festzuhalten (Nicht-Greifen).
Die achtsame Grundhaltung ist vergleichbar mit der Neugier eines Kindes, das viele Dinge zum ersten Mal erlebt und staunend zur Kenntnis nimmt (Anfängergeist). Zudem ist sie von Geduld geprägt und hilft, auch leidvolle Erfahrungen ohne Bitterkeit und Groll anzunehmen (Akzeptanz). Weiterhin gründet sie auf Vertrauen in die eigenen Ressourcen und grundlegende Gesundheit.

Achtsamkeit wird von dem Menschen schon seit über 2000 Jahren praktiziert und fußt auf alten Weisheitstraditionen.
In den 1960er Jahren nahm das Interesse an Meditationstechniken vor allem unter Psychoanalytikern (u. a. C. G. Jung, Erich Fromm) und Vertretern der humanistischen Psychotherapie (z. B. Fritz Perls, Carl Rogers) zu.
Erste wissenschaftliche Studien wurden in den späten 1970er Jahren durchgeführt. 1979 wurde ein wissenschaftlich fundiertes Stressbewältigungsprogramm von Prof. Dr. Jon Kabat-Zinn entwickelt, welches heute unter dem Namen MBSR („Mindfulness Based Stress Reduction„) bekannt ist.

Vor allem die Dritte Welle der Verhaltenstherapie integrierte das Konzept der Achtsamkeit in ihre Therapieansätze.
Neben den bekannten Ansätzen von Marsha M. Linehan („Dialektisch-Behaviorale Therapie„) und Steven C. Hayes („ACT„) können an diese Stelle exemplarisch noch weitere Entwicklungen der achtsamkeitsbasierten Therapie genannt werden, so z. B. CFT (Compassion Focused Therapy) von Paul Gilbert,  MSC (Mindful Self-Compassion) von Christopher Germer und Kristin Neff bzw. MBCT (Mindfulness Based Cognitive Therapy) zur Rückfallprävention bei Depressionen von Zindel V. Segal, Mark G. Williams und John D. Teasdale.